Jeder ist ein Finisher: Persönliche Erfolgsgeschichten vom Wings for Life World Run

Beim Wings for Life World Run ist vieles anders – und genau das macht ihn so besonders. Allen voran: Es gibt keine klassische Ziellinie, kein fixes Ziel, das man erreichen muss. Stattdessen setzt sich 30 Minuten nach dem Start das sogenannte Catcher Car, die rollende Ziellinie in Bewegung, und holt nach und nach die Teilnehmer ein. Doch ganz gleich, ob Profi, Anfänger, Rollstuhlfahrer oder Laufneuling – am Ende ist eines sicher: Jeder ist ein Finisher.
Das einzigartige Laufformat des Wings for Life World Run erzeugt dabei eine Atmosphäre, die sich nur schwer in Worte fassen lässt, aber sofort spürbar ist. Ob man nun live vor Ort, auf der Strecke oder via App dabei ist – überall liegt eine besondere Energie in der Luft. Eine Mischung aus Verbundenheit, Motivation und Hoffnung. Und mittendrin entstehen sie: diese Momente, die man nie wieder vergisst.
Wenn der Kopf freiläuft – Ingalena Schömburg-Heuck über ein Rennen ohne Grenzen
Ingalena “Leni” Schömburg-Heuck weiß, wie sich der Druck klassischer Wettkämpfe anfühlt. Als ehemalige Leistungssportlerin war Leni es gewohnt, ihre Leistung gezielt zu steuern, den Fokus jederzeit aufs Ziel gerichtet, getrieben von Uhrzeiten, Platzierungen und innerem Anspruch. Doch beim Wings for Life World Run im vergangenen Jahr in München hat sie sich auf etwas Neues eingelassen. Sie lief einfach los, ganz ohne Plan oder festen Zielpunkt, und beendete ihren Lauf erst nach beeindruckenden 50,88 Kilometern.
Leni nach ihrem Siegeslauf in München. Foto © Wings for Life World Run / Marc Müller
„Man weiß nicht, wie weit man kommt. Man läuft, bis man eingeholt wird. Das ist mental unglaublich spannend“, sagt Leni rückblickend. „Ich hatte keinen konkreten Plan, keine feste Erwartung – nur den inneren Wunsch, alles zu geben.“ Als sie beim Wings for Life World Run 2024 in München zum ersten Mal an den Start ging, war sie offen für das, was kommen würde. Bereits nach wenigen Kilometern spürte sie dann, dass an diesem Tag mehr möglich war, als sie gedacht hatte. Keine Uhr, kein Splitdruck – nur ihr Körpergefühl und der eigene Rhythmus bestimmten das Tempo. Und irgendwo hinter ihr: das Catcher Car, das sich langsam näherte. „Ich wusste, wie weit es noch entfernt war – aber je näher es kam, desto mehr habe ich gekämpft. Ich wollte keinen einzigen Meter verschenken.“ Am Ende stand nicht nur eine neue persönliche Bestleistung und der Sieg des Münchner Laufs auf der Uhr, sondern vor allem eine emotionale Erfahrung, die sie tief bewegt hat. „Ich hatte keinen äußeren Druck – und gerade deshalb kam mehr Leistung aus mir heraus. Das hat mir dieser Lauf gezeigt: Weniger Kontrolle, mehr Vertrauen in mein Gefühl.“ Als sie schließlich vom Catcher Car eingeholt wurde, empfand sie keinen Frust – sondern pure Erfüllung. Stolz, Erleichterung und ein kurzer Blick auf ihre Glückszahl 8, die auf dem Display erschien. Manchmal fügt sich einfach alles genau richtig zusammen.
Tränen, die tragen – Hannah Köck läuft für die, die es nicht können
Während Leni fast 51 Kilometer lief, waren es bei der Österreicherin Hannah Köck 20 Kilometer, die sie mit der Wings for Life World Run App in St. Anton in Tirol zurücklegte. „Ich habe geweint. Aus purer Dankbarkeit“, erzählt sie mit bewegter Stimme. „Diese Tränen waren nicht nur wegen der Anstrengung, sondern weil ich die Freude und Dankbarkeit gespürt habe, die uns alle verbindet.”
Hannah und ihr Lebensgefährte Marco, der vom virtuellen Catcher Car nach 25 Kilometern eingeholt wurden. Foto © privat
Was diesen Lauf für sie so besonders macht? Es geht nicht um Konkurrenz oder Bestzeiten. Es geht um ein gemeinsames Ziel, das größer ist als man selbst – und um eine Energie, die plötzlich Dinge möglich macht, an die man vorher kaum geglaubt hätte. „Danke an alle, die diesen Tag so besonders gemacht haben.” Die Freude teilte die ehemalige Skirennläuferin mit ihrem Lebensgefährten Marco, der nach 25 Kilometern seinen persönlichen Finisher-Moment hatte.
Gemeinsam stark – Patrick Kahr rollt mit Hoffnung durchs Ziel
Patrick Kahr ging beim Wings for Life World Run in Wien im Rollstuhl an den Start. Er schaffte ganze 6,9 Kilometer, unterstützt von seiner Frau, bei drückender Hitze, unter der brennenden Sonne, mit dem Catcher Car im Rücken. „Das war unsere persönliche Bestleistung“, sagt er später mit strahlenden Augen. „Und wir haben sie gemeinsam erreicht.“
Patrick Kahr und seine Frau beim Wings for Life World Run 2024 in Wien. Foto © privat
Was für viele nach einer respektablen Leistung aussah, war für ihn weit mehr als das – nämlich ein tiefes Symbol. Für Zusammenhalt. Für gegenseitige Stärke. Und für Hoffnung. Denn für Patrick steht der Wings for Life World Run vor allem für eines: den festen Glauben an Heilung. „Ohne diesen Lauf, ohne die Menschen, die ihn möglich machen, wäre die Forschung heute nicht da, wo sie ist. Und ich bin überzeugt: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir eine Heilung für Querschnittslähmung gefunden haben.“ Jeder zurückgelegte Meter bedeutete Anstrengung. Jeder einzelne Moment war intensiv und bedeutungsvoll. Als das Catcher Car sie schließlich einholte, vermischten sich Schweiß und Tränen – nicht aus Erschöpfung, sondern aus Glück und tiefer Erleichterung. Besonders im Gedächtnis geblieben sind Patrick die Menschen am Streckenrand, die ihn lautstark unterstützten, und die vielen Mitläufer, die ihm das Gefühl gaben, voll und ganz dazuzugehören. „Da war keine Barriere zwischen uns. Nur Motivation. Nur dieses Gefühl, gemeinsam für etwas Größeres unterwegs zu sein.“ Für ihn ist klar: Der Wings for Life World Run ist mehr als ein Sportevent. Es ist ein emotionales Erlebnis, eine Quelle neuer Kraft – und ein ganz persönliches Versprechen: „Wir sehen uns nächstes Jahr wieder.“ Und man glaubt ihm jedes Wort.
Der Einstieg ins Unbekannte – Mario Waigand entdeckt sein Laufgefühl
Auch Mario Waigand hat an diesem Tag etwas geschafft, das für ihn vorher kaum vorstellbar war: 6,6 Kilometer – ganz ohne gezieltes Training, einfach aus dem Bauch heraus. „Ich wollte einfach mal ausprobieren, wie weit ich komme“, erzählt der 41-Jährige, der beim Wings for Life World Run in München am Start war. Und dann wurde dieser Tag viel größer, als er es erwartet hatte – nicht nur wegen der Strecke, die er zurücklegte, sondern wegen der einzigartigen Atmosphäre in München: die Menschen, die Musik, die positive Energie in der Luft. Gemeinsam mit seiner Frau ging er an den Start, offen für das, was kommen würde – und erlebte einen Tag, der sich tief eingebrannt hat. „Etwas gemeinsam zu schaffen, das bleibt einfach hängen“, sagt er. Das Catcher Car, das sich immer weiter näherte, wurde für ihn nicht zum Stressfaktor, sondern zum echten Motivator. Als es aufholte, wuchs sein Ehrgeiz. Er spürte: Da geht noch was. Noch ein paar Meter. Noch ein paar Schritte.
Hobby-Läufer Mario Waigand sicherte sich schon vor dem Lauf ein Foto mit der "rollenden Ziellinie". Foto © privat.
Auch das Drumherum trug seinen Teil dazu bei, dass dieses Wochenende für ihn unvergesslich wurde – vom Abholen der Startnummern bis zum Erkunden der Stadt. Für Mario ist der Wings for Life World Run ein echtes Highlight im Jahr. Für den nächsten Start hat Mario ein neues Ziel: Er möchte die 10-Kilometer-Marke knacken. Doch selbst wenn das nicht klappt, weiß er schon jetzt, dass es wieder ein Erlebnis wird – eins, das weit mehr bedeutet als nur ein Lauf.
Fazit: Was zählt, ist der Moment
Ingalena, Hannah, Patrick, Mario – ihre Geschichten sind unterschiedlich, ihre Erlebnisse individuell. Und doch verbindet sie alle ein gemeinsames Gefühl: über sich selbst hinausgewachsen zu sein. Nicht, weil sie den ersten Platz gemacht haben oder eine Bestzeit aufgestellt haben. Sondern weil sie innere Grenzen überwunden, Zweifel besiegt und dieser einen Stimme getrotzt haben, die manchmal sagt: „Ich kann nicht mehr.“ Beim Wings for Life World Run wird jeder Schritt zu einem Schritt in Richtung Zukunft. Jeder zurückgelegte Meter ist ein aktiver Beitrag, eine Heilung für Querschnittslähmung zu finden. Jeder einzelne Moment trägt ein Stück Hoffnung in sich.
Und ganz egal, wann das Catcher Car kommt – jeder ist ein Finisher.
Beim Wings for Life World Run kann jeder dabei sein. Die Anmeldung zum App Run ist noch bis zum 4. Mai möglich!