Läuft bei mir!

Läufer auf einem Feldweg vor waldigem Hintergrund.

Kreativer Engpass? Geh laufen! Keine Ahnung, was du deiner Schwester zum Geburtstag schenken sollst? Geh laufen! Die Diplomarbeit schreibt sich nicht von selbst? Erraten: Laufen! Denn Laufen bringt dein Gehirn ebenso auf Trab wie deine Beine.

 


  Diese Story ist Teil von carpe diem


 

Laufen als Fitnesstraining – fürs Gehirn? Ja! Und die Wissenschaft dahinter ist sogar erstaunlich einfach. Beim Laufen wird der präfrontale Cortex (ein Teil des Frontallappens der Großhirnrinde) heruntergefahren, also jener Teil im Gehirn, der für das logische Denken und Planen im Hier und Jetzt zuständig ist. Der uns (gerne auch ungefragt) mit moralischen Be­wertungen unseres Handelns versorgt und uns beim blitzschnellen Wechsel zwischen verschiedenen Auf­gaben dient – also bei dem, was wir gemeinhin (und nicht ganz korrekt) als „Multitasking“ bezeichnen. Der präfrontale Cortex lässt sich durchaus mit dem Arbeitsspeicher eines Computers vergleichen: Manchmal ist er einfach zu voll. Dann hilft es, die Maschine einmal herunterzufahren und neu zu starten.

Laufen ist wie ein Neustart für unser Denken, Planen, Handeln.

Schon klar, die ersten Schritte erfordern noch ein wenig präfrontale Steuerung: Welche Laufstrecke wähle ich? Hab ich den Herd abgedreht? Doch danach werden Lenken und Denken an unse­re Motorikzentrale delegiert, die hoch automatisiert arbeitet. Anders gesagt: Aus meinem „Ich laufe“ wird ein „Es läuft“.

 

Läuferin in Weingärten.

Kopf herunterfahren und neustarten – Laufen ist auch Training für‘s Gehirn. © Susanne Einzenberger

Die Sache mit der Energie

Was dann passiert, ist wunderbar einfach und einfach wunderbar: Bewegung produziert Energie. Die Durch­blutung wird angekurbelt, mehr Sauerstoff wird trans­portiert. Und weil der Körper ja nicht weiß, dass ausgerechnet das Arbeitsgedächtnis auf Energiesparmodus geschal­tet ist, schickt er brav weiterhin – sogar vermehrt – Energie in den Kopf. Diese wird hier nur gerade nicht gebraucht – zumindest nicht von den üblichen Ver­dächtigen wie etwa dem präfrontalen Cortex. Sie bleibt frei verfügbar, um in anderen Zimmern des Oberstüb­chens das Licht einzuschalten. Dr. Werner Schwarz, Entwickler des Bewegungs­programms Vital4Brain, fasst es am schönsten zusammen: „Das Großhirn wird frei. Für mich!“

Die Sache mit der Kreativität

Mehr Energie im Kopf – was bewirkt das konkret? Zunächst verstärkt sich unsere Wahrnehmung. Erfreulicherweise ist das gar nicht anstrengend, denn ohne das Zutun des präfrontalen Cortex müssen wir aus den Wahrnehmungen ja keine unmittelbaren Handlungen ableiten. Grübeleien und Planungen ha­ben Pause. Stattdessen verknüpfen wir Wahrnehmung mit Gefühlen und Erinnerungen. In diesem Stübchen brennt nämlich gerade Licht. Der Wahrnehmung folgt unsere Aufmerksamkeit. Auch sie wird messbar gestärkt – ohne dass wir das Wahrgenommene gleich werten. Bekanntlich befindet sich ja auch das „Zentralkomitee“ für Bewertungen im Energiesparmodus. Wie befreiend! Zu guter Letzt nimmt die Konzentration zu. Denn das sogenannte Multitasking (das ja kein Nebeneinander der Tätigkeiten ist, sondern ein atemlos­hektisches Hin­und­her­Schalten) ist ebenfalls heruntergefahren.

Wahrnehmung ohne Handeln. Aufmerksamkeit ohne Werten. Konzentration auf das, was ist. Das ist der Mix, aus dem Kreativität entsteht kann. Dir kommen beim Laufen die besten Ideen? Kein Wunder!

Die Sache mit dem Glück

Was Laufen außerdem tut: Es liefert den Botenstoff Serotonin, unseren mächtigsten Verbündeten auf der Suche nach dem Glück. „Serotonin lässt das Gehirn achtsam mit sich selber reden“, sagt Werner Schwarz. „Es bremst unsere eigenen bösen Zurufe und hemmt das unheilstiftende Wirrwarr der Gedankenkreisel. Wir fühlen uns wach. Und glücklich.“

 

Anita Gerhardter in Wings for Life World Run T-Shirt.

Auch Anita Gerhardter, CEO von Wings for Life, schätzt den laufenden Ausgleich. © Susanne Einzenberger

Die Sache mit dem Wachstum

Das womöglich Erstaunlichste versteckt sich aber hin­ter dem Kürzel BDNF. Es steht für „Brain­derived neurotrophic factor“, was derart spröde ist, dass man es sich nicht merken muss, aber – und das ist das Tolle daran – merken kann! Denn BDNF als neuronaler Wachstumsfaktor macht uns nachhaltig schlau. BDNF ist ein Protein, das durch die Bewegung in den Muskeln erzeugt und über die Blutbahn ins Gehirn geschickt wird. Dort schlägt es ein wie Dünger.

In Sekundenschnelle lässt BDNF unsere Synapsen größer werden, das Gehirn wird leistungsstärker. BDNF ermöglicht außerdem, was bis vor kurzem noch als unvorstellbar galt: Neurogenese – die Bildung neuer Nervenzellen. All das funktioniert sogar bis ins höchs­te Lebensalter. Wir können also Gehirnzellen nicht nur ab­, wir können sie auch aufbauen. „Bewegung ist das stärkste Leistungsmedikament. Es ist legales Doping fürs Gehirn“, sagt Schwarz. Also rein in die Laufschuhe und ab nach draußen! Der erste Schritt ist der wichtigste. Zumal er der schwerste ist. Jeder weitere Schritt wird leichter – und trägt seinen Teil bei: zu Entspannung, Kreativität, Intelligenz und guter Laune. „Es gibt,“ so Werner Schwarz, „überhaupt nur einen Laufschritt, der nicht gut ist: der, den man nicht tut.“

 

In der carpe diem-Challenge „BEWUSST BEWEGEN“ holen wir von 17. bis 23. April Körper und Geist aus dem Winterschlaf. Wir finden gemeinsam mit Wings For Life World Run Botschafter:innen Gabi Hiller und Florian Brungraber sowie Movement- & Mindfulness Teacher Sara Ticha heraus, wie Bewegung unser Mindset stärkt und kombinieren die Theorie mit bewegter Praxis. Wie bringe ich Körper und Geist durch Bewegung in Einklang? Wir beschäftigen uns mit Motivation und sportlichen Zielen, mit Flow-Zuständen und sanften Übungen für ein gutes Körpergefühl – und einen starken Kopf. HIER geht’s zur kostenlosen Anmeldung für die carpe diem-Challenge!

Wir freuen uns auf das gemeinsame Warm-up zum Wings for Life World Run am 7. Mai.